“Das reine Land” – von Nadja Hinrichs
“Das reine Land”
Gedicht von Nadja Hinrichs, Teilnehmerin auf dem Seminar “Meditation und Lebensfreude“.
Und nun frage ich mich:
Wo liegt das reine Land?
Ich suche schon so lange
doch finde es nicht.
In mir soll es liegen?
Nur wo genau?
Schaue ich etwa daran vorbei?
Oder ist es hinter meinen Mauern versteckt?
Was kann ich tun, um es zu finden?
Oder lassen?
Ich habe bereits aufgehört,
im Außen zu suchen.
Weil ich spüre, dass ich es da nicht finde.
Manchmal habe ich eine Ahnung.
Ich vermute, es liegt da,
wo auch die Wahrheit ist.
Fernab von meinen Vorstellungen,
entgegen meinen Erwartungen
und jenseits meiner Komfortzone.
Das reine Land.
Und so begebe ich mich unter Schmerzen
auf die brüchigen Klippen, meiner Angst.
Wate durch den Fluss meiner Tränen
und hangle mich auf der anderen Seite hoch
über die Felsen meiner Wut.
Am Ende sitze ich dort,
auf einem dieser Felsen.
Regungslos. In Stille.
-Ich habe mich überwunden –
Da taucht hinter mir ein Strahlen die
Landschaft in gleißendes Licht.
Die Sonne geht auf!
Ich staune und muss gleichzeitig lachen.
Denn ich erkenne,
dass die Klippen meiner Angst
vom Licht beschienen,
eigentlich wunderschön sind.
Dass dort Vögel fliegen
und ein Wasserfall entspringt.
Und dass der Fluss meiner Tränen
im Licht der Sonne glitzert und funkelt.
Dass er alles reflektiert, was ihn umgibt.
Dass dort die Lachse springen.
Und welche Kraft mir
die Felsen meiner Wut geben.
Durch sie habe ich den Aufstieg
hierher geschafft.
Das reine Land
Ist nicht das ferne Land.
Ist nicht das perfekte Land.
Da merke ich:
Ich bin längst angekommen.
Von Nadja Hinrichs, 2024