Das Rinzaihaus ist angekommen. Hat sich neben dem Altbau niedergelassen und gesetzt. Dabei hats –
knack- gemacht und ein Setzungsriss läuft mitten durch den Fußboden des neuen Gebäudes. Die
Bauphase ist längst abgeschlossen und liegt viele Jahre zurück, wie die silberne Patina der Holzfassade
verrät. Die Zeit der Gewährleistung ist abgelaufen. Was tun mit dem Riss?
Während ich auf Marias heilende Hände warte, flüstert der Fußboden mir zu und bittet um Heilung
durch Kintsugi. Hab ich das richtig vernommen? Bittet er darum, mit der japanischen Technik kunstvoll
wieder zusammengefügt zu werden? Wie eine zerbrochene Teeschale, bei der die Stücke wieder zu
einem neuen Ganzen gefügt werden und die Narben im Anschluss mit echtem Gold bedeckt werden?
Lieber Fußboden, so sage ich, du bist keine Teeschale und diese Art der Reparatur entspricht nicht den
anerkannten Regeln der Deutschen Industrie Norm.
Das ist dir egal, sagst du? Nun gut, warum nicht? Heilung durch Kintsugi? Wo, wenn nicht hier?
Ich schreib´s hier mal in die Kommentare und wir gucken was passiert. Mehr kann ich nicht für dich
tun, lieber, gebrochener Fußboden. Wenn die Reparatur gelingt, wirst du als neues Ganzes erstrahlen.
Deine Narben dürfen sichtbar sein. Es ist sehr wertvoll, wenn wir uns unsere Brüche zeigen und teilen,
um heilende Sichtweisen für die Zukunft zu finden. Jetzt geh ich selbst zur Reparatur und zu den
heilenden Händen Maria´s.
Autorin Katja