Newsletter Juni 2019

Liebe Freunde, liebe Yin-Zen Interessierte,

nach einem wunderbaren nassen Mai, der unserer Natur so gut getan hat, sind wir im sommerlichen Juni angekommen und unser aktueller Newsletter ist fertig.

In diesem Newsletter möchte ich Dich einladen, unseren Gedanken etwas tiefer zu betrachten und starte mit dem wunderschönen Zitat von unserem Zen-Meister Hinnerk Polenski aus seinem Buch “Das Leben ist ein Geschenk”:

“Es braucht Mut, nicht nur auf den Verstand zu setzen. Gedanken, auch wenn sie uns noch so brillant erscheinen, können uns nicht nähren und unseren Wunsch nach Erkenntnis und Tiefe nicht erfüllen. Um wirklich bei uns selbst anzukommen in unserem Leben, müssen wir die Gedankenmauer durchbrechen, das Dahinter erforschen und in die verborgenen Schatzkammern unseres Seins vorstoßen, indem wir uns in der Stille existenzielle Fragen stellen:

Wer bin ich?
Was ist Leben?
Was ist Tod?
Gibt es etwas Unbedingtes in mir?

um die Antwort darauf nicht in intellektuellen Konzepten zu suchen, sondern aus der Tiefe der Erfahrung aufsteigen zu lassen.”

Ich wünsche Euch allen eine schöne Sommerzeit und freue mich, Euch im Kloster wiederzusehen.

Verena Förderer
Leiterin der Yin-Zen Linie

Wo kommen nur diese Gedanken her?

Wenn wir anfangen zu meditieren, bemerken wir oftmals erst wie unruhig unser Geist ist. Wir hören, wie er plant und konstruiert, welche Gedankenschleifen er immer und immer wieder zieht und wie ständig neue Gedanken aus dem OFF kommen und eine Assoziationskette entstehen lassen.

Vielleicht haben wir diese Unruhe vorher eher in eine Aktivität umgesetzt, uns um Andere gekümmert oder in eine berufliche, private oder kreative Tätigkeit gesteckt. Manches davon fühlte und fühlt sich auch gut an, macht Sinn, doch manches ist zu viel, zu unnütz und kostet uns viel Kraft.

Newsletter Juni 2019

“Meditation ist jenseits unserer Gewohnheiten und deshalb so schwierig.

Eine Meditation, die nicht klappt, ist eine, bei der man herumsitzt mit den gleichen Gedanken wie immer.

Je weniger Negativität im Geist, umso mehr Kraft im Körper.”

Ayya Khema

Nun setzen wir uns zum Meditieren, möchten in die Stille gehen und auf einmal wird es laut. Das ist wichtig wahrzunehmen, denn wir verschwenden so viel Energie für unseren Gedankenstrom, den wir im Alltag nicht wirklich wahrnehmen und uns dennoch von ihm beeinflussen lassen.

Wie können wir nun aus diesen Gedankenkarussell einen scharfen Willen transformieren? Wie kommen wir zur Klarheit und zur Kraft?

Um diesen ewig gleichen Gedankenstrom zu unterbrechen, gehen wir in Zazen und unterbrechen das Aufnehmen und Verarbeiten ständig neuer Sinneseindrücke, indem wir uns nicht bewegen und das Bewusstsein sich auf sich selbst konzentrieren lassen.

Wenn wir aus dem Denken heraustreten, heben sich Raum und Zeit auf. Es entsteht eine Gleichzeitigkeit und die Erfahrung von Einheit von Körper, Geist und Körper kann erfolgen.

Zazen führt zur Konzentration, zur Fokussierung auf einen Punkt und zur neutralen Wahrnehmung der Wirklichkeit. Dafür nehmen wir eine Meditationsübung, auf die wir uns konzentrieren.

Nun gibt es viele Apps und ziemlich viele Übungen. Welche ist die Übung, um in Kraft und Stille zu kommen? Es ist die Übung, die uns in unsere Körperkraft bringt und die unseren kleinen Geist leert.

  • Newsletter Juni 2019

Das alleine zu erarbeiten ist manchmal nicht so einfach, deshalb geben wir auf unseren Seminaren Taiwa, um genau daran in einem Vier-Augen-Gespräch zu arbeiten.

Für Einsteiger ist unser Format „Freude am Meditieren“ genau das Passende.

Manche Gedanken sind Keime für unheilsame Handlungen.

Im vielen Vier-Augen-Gesprächen geht es um eben diesen Gedankenstrom und darum sich von diesen zu lösen. Schließlich wollen wir in die Stille eintauchen und in tieferen Bewusstseinszuständen unsere Kraft regenerieren und unsere Gesinnungshaltung transformieren zu mehr Freude, Güte und Gelassenheit.

Newsletter Juni 2019

„Ein Mensch, der meditiert, muss Verantwortung für seine Gedanken und Emotionen übernehmen.

Der Geist voll Schärfe und Klarheit, dann hat die Dummheit keinen Platz!

Das, was wir in der Meditation lernen, müssen wir im täglichen Leben anwenden, sonst ist es Verschwendung.“

Ayya Khema

Nun sind manche Gedanken jedoch hartnäckig und möchten doch sehr gerne wahrgenommen werden. Dann nützt es nichts, sie immer wieder zu verdrängen, noch eine andere Übung auszuprobieren und von App zu App oder den YouTube Kanal längst zu zappen. Da ist vielleicht ein tieferes Verstehen notwendig. Da geht es vielleicht darum, sich in diesem Gedanken zu begegnen – ja vielleicht sogar sich zu konfrontieren.

Was sagt dieser Gedanke über mich aus?

Welchem Keim entspringt dieser Gedanke, der vielleicht so harmlos daher kommt – weil immer schon gedacht – und doch eine gewaltige Schwingungskraft hat und mit anderen Dingen in mir in Resonanz geht.

Den inneren Schweinehund bezwingen, so nennen wir es im Sport. Hier geht es darum, den inneren Schweinehund zu sehen, zu fühlen und zu spüren.

Anzuerkennen, was dieser in uns und eventuell auch bei anderen für ein Schaden angerichtet hat oder anrichtet.

Mit dem Anerkennen der Wirkungskraft des Gedanken wird diese schon gemindert. Und dann gehen wir mit der Übung in die Meditation und in die Stille. Wir lassen Körper, Geist und Energie eins werden und kommen in Balance mit allem.

Die Umsetzung dieser Erkenntnis findet dann im Alltag statt.

Identifikation mit Gedanken oder Wer bin ich?

Wir alle kennen  Descartes Erkenntnis“ Ich denke, also bin ich“, die unsere Gesellschaft geprägt hat. Wenn ich also aufhöre zu denken, wer bin ich dann noch? Löst sich dann mein Ich auf?

Es löst sich zumindest das Ich auf, welches wir mit unseren Gedankenapparat aufrecht erhalten. Das kann ganz unterschiedlich sein, bei dem einen ist es mehr das Grandiose-Ich oder das Opfer-Ich oder das Strategische-Ich, das Arbeiter-Ich oder das Depressive-Ich oder oder…

Aus diesem Konzept von mir und der Welt entstehen Handlungen und Verhaltensweisen, denn unser Handeln spiegelt unsere Weltanschauungen wieder.

Wenn diese Ich-Identität weg fällt, bleibt das Sein. Im Körper sein, im gegenwärtigen Moment sein und mit der Umwelt sein.

Je stärker ich mich jedoch mit diesem Ich-Konzept identifiziere, desto schwerer kann ich dieses Ich loslassen.

Dürkheim sagte: Ein Mensch, der zu seinem natürlichen Selbstbewusstsein kommt, sagt nicht nur “ ich bin“, sondern sagt: „Ich bin ich“.

Solange kein gefestigtes Ich da ist, ist der Mensch noch in den kosmischen Ordnungen gebunden und in ihnen geborgen, aber auch den Gewalten des Lebens ausgeliefert und noch kein Subjekt.  So kann in der frühen Kindheit wie dort, wo der primitive Mensch noch verwogen in den Ganzheiten seiner Gemeinschaft und der Natur dahinlebt, von einem eigentlichen Ich-Bewusstsein ebenso wenig die Rede sein, wie von einem Bewusstsein von „Welt“.

Das „Ich bin ich“ bezeichnet das Bewusstsein einer festgehaltenen Identität, mit der dreierlei gesetzt ist:

1. Das Feststehen des Ich-seins  –  in allem Wandel,
2. Die Besonderheit des Ich-seins – im Unterschied zu allem anderen,
3. Die Abgesetztheit des Ich-seins –  gegen das andere.

(Karlfried Graf Dürckheim; Hara, S.78)

Das Konzept von mir erkennen, um dann den Mut zu haben, mich in das Nichts voller Vertrauen fallen zu lassen.

Und dann erkennen wir das Neue und lassen das Alte hinter uns. Das Vergangene ist vergangen und die Lebendigkeit gibt es ganz und gar im Augenblick.

Wir gehen mit dem Wandel. Im Nichts erkennen wir, daß wir alles sind und das wir Teil des kosmischen Ganzen sind. Wie wunderbar!

“Der Regen hat aufgehört, die Wolken sind weggezogen,
und der Himmel ist wieder klar.

Wenn dein Herz rein ist,
dann sind alle Dinge deiner Welt rein.

Gib diese vergängliche Welt auf,
gib dich selber auf.

 Dann werden der Mond und die Blumen
 dir den Weg weisen.”

Meister Ryokan

Unser erstes Seminar für werdende Eltern hat stattgefunden.

Es hat uns gezeigt, daß dieser Ort der richtige ist, um dem Ungeborenen zu begegnen und den liebevollen Dialog mit ihm, mit Zazen, Jin Shin Jyutsu und anderen Methoden zu unterstützen. Hier wieder O-Ton unserer Teilnehmerinnen:

“Das Seminar war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung, die ich jeder schwangeren Frau weiterempfehlen kann, auch wenn sie keine Zen- bzw. Meditationserfahrung mitbringt. 

Ich spüre jetzt eine viel stärkere Verbindung zu dem Kind in meinem Bauch, hatte Zeit zur Ruhe zu kommen, durchzuatmen, Kraft und viel Inspiration zu tanken.

Vielen Dank an Verena und Manuela für die herzliche und unterstützende Begleitung”

Jennifer

  • Newsletter Juni 2019

“Vielen Dank, liebe Verena, liebe Manuela für eine kurze Auszeit, 

die mir viel Kraft und Ruhe für die nun folgenden Wochen der Schwangerschaft gegeben haben”.

Brigitte

Kraft schöpfen für sich persönlich, Vertrauen fassen in die neue Mutter- bzw. Vater-rolle, Kennenlernen von Wegen, mit dem Kind jetzt und später in Kommunikation zu treten.

Mit der Schwangerschaft und Geburt kommen viele Veränderungen auf die Eltern zu.

Die Anzahl der gut gemeinten Ratschläge, der vielen Informationen, Tipps und Tricks aus dem Umfeld nehmen rapide zu, die Vergleiche beginnen schon vor der Geburt.

Umso mehr hat mir persönlich dieses Seminar geholfen, mich auf mich selbst und das ungeborene Kind zu konzentrieren.

Die Meditation und die einzelnen Module helfen Mut zu fassen: Die besondere Zeit der Schwangerschaft darf und soll intuitiv und ganz im Hier und Jetzt erlebt werden.

Gleichzeitig werden viele Impulse gegeben, welche Möglichkeiten und Wege aufzeigen, Gedanken und Worte einzusetzen um mit dem Kind in Verbindung zu treten.

Dieses Thema findet man eher selten in den von mir (nur sehr wenig gelesenen) Ratgebern: Die Kommunikation zwischen Eltern und Kind ist auch vor der Geburt weitaus wichtiger als die materielle Vorbereitung der Wohnung oder des Hauses, in die wir werdende Eltern uns leider viel zu oft stürzen.

Innere Stärke und Vertrauen schaffen die Basis, die Schwangerschaft und Geburt als das zu erleben, was es ist:

das Natürlichste der Welt, aber auch ein ganz besonderes Geschenk!

Wir freuen uns schon darauf, wenn wir Euch bald wieder im Zen-Kloster begrüßen dürfen.

Wenn Ihr Fragen zu den einzelnen Seminaren habt, sprecht uns gerne an.

Herzliche Grüße

Eure Verena Förderer
Yin Zen Leiterin

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